Albertas Rockies im Frühjahr
März 2025


Nach langer Zeit geht es für Jil wieder zurück nach Kanada!

Text: Jil Havers

Seit meinem Austausch 2018 war ich nicht mehr in Kanada und heute ist es wieder so weit. Ich fliege nach Kanada! Es geht nach Alberta und ich bin wahnsinnig gespannt auf die Provinz und den Schnee. Denn die letzten Wochen über waren es dort -23 Grad. Von Frankfurt soll es über Calgary nach Edmonton gehen. Leider hat mein Flieger ein paar Minuten Verspätung und ich mache nach Calgary noch einen Zwischenhalt in Vancouver. Aber naja, ein wenig Flughafen-Hopping hat ja noch niemandem geschadet. Nach einer langen Anreise bin ich trotzdem froh, als ich endlich am Hotel ankomme. Ich schlafe im Fairmont McDonald und bin überwältigt vom Aussehen des Hotels. Am besten gefällt mir allerdings das Bett, auf das ich mich schon die ganze Zeit freue, und ich schlafe wunderbar, wenn auch etwas zu kurz.

Am nächsten Morgen geht es, nach einem leckeren Frühstück, in einer kleinen Gruppe von Edmonton zur Lodge at Métis Crossing. Die Lodge liegt etwa eine Stunde von Edmonton entfernt, direkt am North Saskatchewan River. In der weißen Schneelandschaft sticht die Lodge markant aus der Landschaft heraus. Wir werden mit einem Drink empfangen, der aus den örtlichen Saskatoon Berries gemacht wurde und werden in der Sprache der Métis, genannt Michif, empfangen. Danach geht es in mein Zimmer. Das Zimmer ist gemütlich eingerichtet. Das liegt vor allem an der handgenähten bunten Decke, die definitiv wärmer ist, als sie aussieht. Mein Balkon liegt auf der Hinterseite der Lodge und somit habe ich einen wunderschönen Ausblick auf den eingefrorenen Fluss. Ich bemerke das erste Mal, wie ruhig es hier ist und genieße den Ausblick, bis ich wieder los muss. Wir treffen uns im Gathering Centre und werden nach einem leckeren Mittagessen in zwei Gruppen aufgeteilt. Meine Gruppe macht heute die „Meet the Métis“ Tour. Zuerst muss ich meine Strickfähigkeiten unter Beweis stellen. Wir stellen eine kleine Tasche her, die die Métis benutzen, um Kräuter oder Früchte beim Sammeln aufzubewahren. Eine Métis-Dame erklärt uns die einzelnen Schritte und erzählt uns ein paar Geschichten aus ihrer Kindheit. Ich stelle mich ganz gut an und kann am Ende meine fertige Tasche mitnehmen.

Als Nächstes geht es nach draußen, wo uns die einzelnen Gebäude sowie die Geschichte der Metis zum North Saskatchewan River erklärt werden. Wir sehen auch die Häuser, in denen die Kultur der Metis wiedergespiegelt wird. Am Ende gibt es für alle noch einen Tee. Die Auswahl ist riesig und ich entscheide mich für Pfefferminze. Nach den Touren wird es Zeit, sich die sogenannten GeoDomes anzuschauen, die seit 2023 Teil der Lodge sind. Ich bin begeistert von der Möglichkeit, beim Einschlafen die Sterne zu beobachten. Hier hätte ich auch gerne eine Nacht verbracht. Nach dem leckeren Abendessen gibt es noch ein kleines Lagerfeuer mit Stockbrot und dann geht es auch schon ins Bett.

Nach einem leckeren Frühstück machen wir die „Visions, Hopes and Dreams“ Tour, bei der wir die verschiedenen Tiere, die auf dem umliegenden Gelände leben, kennenlernen können. Mit dem Auto fahren wir ein paar Minuten die Feldwege entlang und sehen nach kurzer Zeit bereits die ersten Waldbisons. Ich bin beeindruckt. Als Nächstes suchen wir die Albinohirsche. Die Hirsche sind etwas schwerer zu erkennen. Durch den Schnee können sich die Tiere gut tarnen, aber wir finden sie trotzdem. Auf dem Weg zu den weißen Bisons sehen wir noch einen ungeplanten Gast. Einen kleinen Kojoten, der allerdings schneller weg ist, als wir die Kameras zücken können.

Die seltenen weißen Bisons haben eine spirituelle Bedeutung für die Métis und ich fühle mich geehrt, sie aus der Nähe betrachten zu dürfen. Wir sind so nah dran, dass ich am liebsten meine Hand ausstrecken würde, um die Tiere zu berühren. Zuletzt bekommen wir mehrere Percheron-Pferde zu Gesicht, die ziemlich neugierig sind und kurzweg ihre Köpfe durch das Autofenster stecken.

Nach der Tour geht es erst zurück zum Hotel und dann zurück nach Edmonton, wo wir ein wenig Freizeit haben. Ich mache mich frisch und laufe ein wenig entlang des North Saskatchewan Rivers, wo ich die frische kanadische Winterluft und die schneeweiße Aussicht genieße. Als Abendprogramm steht ein kleiner Empfang im Citadel Theatre und ein anschließendes Improvisations-Theater an. Mit Snacks ausgestattet genieße ich die lustige Show. Im Anschluss gibt es noch einen heißen Kakao für den Rückweg und ich freue mich auf mein Bett.

Mit einem gemeinsamen Frühstück startet der Tag. Es gibt Eggs Benedict, die ich vorher noch nie gegessen habe. Ich bin kein großer Fan, aber Hunger habe ich durchaus, also bleibt nichts liegen. Heute steht schließlich eine Schneeschuhwanderung entlang des Flusses an. Noch etwas, das ich vorher noch nie gemacht habe.

Wir laufen hinunter zum Gebäude von River Valley Adventure und ziehen uns unsere Schneeschuhe an. Von da an geht es los durch den tiefen Schnee. Wir fangen langsam an, um uns an die Schuhe zu gewöhnen, und gehen dann immer tiefer in den Schnee. Damit wir den Puls ein wenig in die Höhe treiben, veranstalten wir ein kleines Wettrennen, bei dem ich ganz passabel abschneide. Wir wandern weiter zum Riverfront Park und sehen einige chinesische Skulpturen. Unser Guide Chris erzählt uns dazu ein wenig über die umliegende Geschichte, und wir hören alle gespannt zu.

Nach der Schneeschuhwanderung geht unsere Reise heute weiter in das schöne Örtchen Jasper in den Rockies Die Fahrt dauert circa. 4 Stunden und wir machen einen Zwischenhalt bei Tim Hortons. Das erste Mal wieder Tim's seit 6 Jahren und ich freue mich sehr! Gestärkt kommen wir an der Fairmont Jasper Park Lodge an. Eine wunderschöne Anlage! Wir werden herzlich mit einer heißen Schokolade und Baileys empfangen.

Wir bekommen eine kleine Tour über das Gelände und uns werden die neu renovierten Hütten gezeigt, die super gemütlich geworden sind. Auch das auf dem Gelände befindliche Planetarium wird uns stolz präsentiert, und ich freue mich schon darauf, dort den Nachthimmel von Jasper zu sehen. Weil das letzte Essen schon so lange her ist, gibt es jetzt einen kleinen Empfang und ein leckeres Buffet mit allem, was das Herz begehrt. Anschließend geht es zu unseren Hotels. Ich schlafe im Forest Park Hotel und habe ein riesiges Zimmer für mich allein mit Wohnzimmer, großer Küche und einem gemütlichen Bett, in dem ich die nächsten zwei Nächte verbringen werde.

Heute findet der erste Marketplace statt, der Hauptgrund, warum ich überhaupt hier bin. Nach einem klassischen kanadischen Frühstück mit Pancakes und Hash Browns geht es direkt in die heutigen Räumlichkeiten. 34 Anbieter aus ganz Kanada sind heute da. In den nächsten 8 Stunden heißt es also reden, reden, reden. Aber es läuft super und so vergehen die 8 Stunden wie im Flug. Nach den ganzen Meetings haben wir uns ein ausgiebiges Abendessen verdient, das wir im Maligne Range bekommen. Ein erstklassiges BBQ-Restaurant! Die Atmosphäre ist gemütlich, einladend und hat einen etwas rustikalen Flair. Und das Essen ist einfach bombastisch!

Nach diesem ausgiebigen Dinner laufe ich zurück zum Hotel, um ein bisschen mehr von Jasper zu sehen. Leider ist der Zeitplan sehr eng und ich habe tagsüber keine Zeit, mir die Stadt anzuschauen. Aber auch im Dunkeln erkennt man einiges. Die Auswirkungen des Waldbrandes letzten Jahres sieht man tatsächlich nur geringfügig, wenn man sich die umliegenden Berge anschaut oder Richtung Stadtrand geht. Die Hauptstraße sieht aber aus wie immer. Wieder im Hotel angekommen, falle ich nur noch erschöpft ins Bett und freue mich auf den nächsten Tag.

Heute steht Skifahren an. Nach einem erneuten leckeren Essen checken wir aus und es geht mir dem Bus hoch zu Marmot Basin. Die Reise scheint für mich voll von neuen Erlebnissen zu sein, denn ich bin auch noch nie Ski gefahren. Wer kann schon sagen, dass Marmot Basin der Ort ist, an dem man Skifahren gelernt hat? Wir kommen an und ich muss schon sagen, ein wenig nervös bin ich schon… Meine erste Fahrt geht den wahnsinnig hohen und spannenden Übungshügel hinunter. Naja, so hoch ist er dann irgendwie doch nicht... Ich schlage mich ganz gut und kann nach dem Erlernen der Basics schon einen richtigen Hügel herunterfahren. Mit dem Lift geht es hoch und dann muss ich mein Können unter Beweis stellen. Ich bin etwas schnell, aber ich komme lebend unten an, also scheint es ganz gut gelaufen zu sein. Erschöpft vom Skifahren, geht es mit einem kleinen Lunch wieder in den Bus auf zum Chateau Lake Louise. Das Hotel ist wunderschön, wie es von den Bergen umgeben ist, und die Aussicht auf den zugefrorenen See vor dem Bergpanorama ist umso schöner.

Leider habe ich im Laufe des Nachmittags eine Magenverstimmung, weshalb ich den Rundgang und das Essen verpasse und direkt in unser Hotel für die Nacht gebracht werde. Wir schlafen im Hotel Canoe & Suites. Das Hotel wurde erst vor ca. 1 Jahr eröffnet und ist super modern und frisch. Eine klare Empfehlung meinerseits. Mit den Zimmerkarten bekommen wir auch Tickets für die Öffis mit.

Heute habe ich einen entspannten Tag vor mir. Es geht nach Canmore, wo wir Freizeit haben und uns das kleine Städtchen anschauen können. Ich esse ein wenig bei Tim Hortons und kaufe für Freunde und Familie ein paar Souvenirs ein. Die Hauptstraße von Canmore ist super, um ein wenig herumzuschlendern und so vergeht die Zeit recht schnell. Ich genieße die frische Luft, das wunderschöne Wetter und die schöne Aussicht auf die Berge bei einem Kaffee. Danach laufe ich noch ein wenig herum und gehe dann wieder auf mein Zimmer, um mich noch ein wenig von meiner Magenverstimmung zu erholen.

Heute gibt es eine entspannte Walking Tour durch Canmore. Die Orte, die ich gestern schon gesehen habe, ergeben jetzt mehr Sinn. Zum Beispiel der große Kopf, der am Gehweg steht. Dieser bezieht sich auf den gälischen Namen der Stadt, welcher übersetzt „great head“ oder „chief“ bedeutet. Ich lerne außerdem interessante Informationen über die Hauptstraße, die Kunst, den Bow River, die Three Sisters und wie man sich gegen Bären schützt. Es ist eine entspannte Tour, die für eine kleine Einsicht in das Städtchen super ist. Anschließend geht es mit dem Bus zu unserem letzten Stopp: Calgary.

Wir fahren eine gute Stunde in die Stadt und bekommen ein leckeres Mittagessen beim Calgary Farmersmarket. Es gibt Sandwiches und frische Limonade. Nach dem Essen, dürfen wir eine Tour durch den Markt machen und an einigen Ständen ein paar Sachen probieren. Es gibt frischen Honig und Marmelade, sowie Beef Jerky. Danach geht es weiter zum Sam Center. Wir bekommen einen klassischen Ceasar aufgetischt, den wir mit verschiedensten Sachen dekorieren können. Dann bekommen wir in einem anschaulichen Video die berühmte Calgary Stampede nah gebracht und können selber ein paar klassische Spiele wie Hufeisen-Werfen austesten. Im Anschluss geht es ins Hotel. Auf dem Zimmer erwartet mich ein kleines Geschenk von Tourism Calgary, unter anderem ein richtiges Western-Hemd, das ich prompt anziehe. In meinem neuen Outfit fühle ich mich fast wie ein echter Cowboy.

Es geht weiter zum Calgary Tower. Da die Sonne bereits untergeht, ist die Aussicht über die Stadt fantastisch. Ich kann von hier sogar die Rocky Mountains sehen! Auch das Stadion der Calgary Flames fällt mir ins Auge, sowie das Sam Centre. Den Abend beenden wir in Spanky’s Saloon. Wir werden mit Countrymusik und kleinen Häppchen empfangen. Aus dem Augenwinkel entdecke ich einige Tänzer, auf die ich schon gespannt bin. Klassischerweise fangen diese an, Linedance zu tanzen, und es ist super interessant zuzusehen. Nach der kleinen Show bekommen wir alle unseren eigenen Cowboyhut und lernen selbst einen kleinen Tanz. Es ist super lustig und alle schwingen das Tanzbein. Wir genießen den restlichen Abend und kehren erschöpft zurück ins Hotel.

Der letzte Tag der Reise steht an und heute heißt es wieder reden, reden, reden. Der zweite und letzte Marketplace mit insgesamt 46 Anbietern steht an. Heute findet der Marketplace am Heritage Park statt. Wir haben 8 Stunden Zeit, uns mit den neuen Anbietern zu unterhalten oder uns mit bereits bekannten Leuten wieder auf einen Stand zu bringen. Zum Mittag bekommen wir neben einem leckeren Buffet ein kleines Unterhaltungsprogramm von einem Mitglied der First Nations. Er bringt uns seine Kultur näher und es ist eine angenehme Unterhaltung zum Mittag.

Am Ende der Meetings geht es wieder ins Hotel. Wir haben ein wenig Freizeit, bevor wir zum letzten Essen der Reise gehen. Das findet im Teatro statt. Mit super Essen, live Musik und noch ein wenig Linedance ist das ein super Abschluss der Reise. Ich freue mich bereits auf die Rückreise, bin aber sehr froh über die ganzen Einblicke, die ich in Alberta erhaschen durfte.