Northern Ontario im September
September 2024


Henrike in Northern Ontario

Text: Henrike Baum

September 2024 und es wird dringend mal wieder Zeit für Kanada! Auf geht’s nach Ontario - nach Northern Ontario um genau zu sein! In Northern Ontario war ich noch nie und auch für den Flug erwartet mich heute mal ein Novum, ich fliege zum ersten Mal mit der Iceland Air. Über Keflavik geht es nach Toronto. Ich teste zudem heute mal die Saga Premium Class, also quasi die Business Class der Iceland Air.

Und jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass der Service der Iceland absolut klasse ist! Ja, es fehlen in der Saga Class vielleicht die Sitze, die man sonst aus anderen Business Klassen kennt, aber alle sonstigen Annehmlichkeiten (Mahlzeiten- und Getränkeauswahl, Personal etc.) sind absolut premium - Saga Premium eben.

Worüber ich mir noch nicht ganz klar bin, ob ich es für einen Vor- oder Nachteil halte, dass der Langstreckenflug wegen des Umsteigens auf Island quasi zweigeteilt ist. Zum einen finde ich es gut, dass man zwischendurch sich echt mal die Füße (beim Gate-Wechsel etc.) vertritt und frische Luft schnappen kann. Andererseits ist es für Flug-Schläfer wie mich vielleicht etwas störend, da man so eigentlich kaum über einen wirklich längeren Zeitraum mal die Augen zumachen kann. Vielleicht muss ich das einfach noch ein paar Mal öfter ausprobieren.

In Toronto klappt die Einreise mal wieder komplett problemlos - insbesondere auch wieder, weil ich die ArriveCan-App nutze. Nachdem wir als Gruppe unsere Koffer eingesammelt haben, geht es mit dem UP-Express innerhalb von einer knappen halben Stunde vom Airport direkt zur Union Station in Downtown Toronto! Es geht kaum praktischer und kostet nur 12,35$.

Übernachten werde ich heute im Novotel Toronto Centre. Das Hotel gibt es schon einige Jahre, es wurde aber jüngst komplett renoviert und insbesondere die Lage ist klasse: 10 Minuten Fußweg von der Union Station entfernt. Mein Zimmer ist echt gemütlich. Das Bad groß. Das Bett ruft laut nach mir, aber wir treffen uns gegenüber von unserem Hotel noch für ein leichtes Dinner und einen Gute-Nacht-Drink!

Guten Morgen aus Sault Ste Marie. Puh, glücklicherweise gibt es guten Kaffee hier im Hotel, denn heute geht es bereits um 06:30 Uhr weiter! Weiter gen Norden!
Mit dem Bus fahren wir ca. 3 Stunden über den Trans Canada Highway nach White River - mit einem kleinen, aber natürlich obligatorischen Frühstücks-Stop bei Tim Hortons in Wawa! Eigentlich, so erzählt es uns zumindest unsere Busfahrerin, könnte man hier auch öfter Mal Elche entlang des Weges sehen, aber die scheinen heute noch zu schlummern … egal! Denn ich bin schon ganz aufgeregt, weil gleich mein erster Wasserflugzeug-Flug auf dem Programm steht!

Mit dem Floatplane geht es nämlich zur Lodge 88! Vielleicht habt ihr hier (im Reisebericht von Markus) bzw. bei uns auf der Homepage schon mal von der Lodge gehört!
Die Lodge liegt direkt am Esnagi Lake und ist entweder mit dem Wasserflugzeug, so wie ich es heute mache oder per VIA Rail Zug erreichbar. Wir müssen heute zwar etwas warten, bis unser Float Plane "ready for take off" ist. Aber bei der Anreise per Wasserflugzeug hört die Zivilisation mega schnell nach dem Start auf. Wir fliegen, wenn auch ab und an recht wackelig, über endlose Wälder, durchzogen von kleinen Flüssen, schroffen Felsen, mehreren Canyons und natürlich unzähligen Seen – ultra schön! Die Landung auf dem Esnagi Lake ist richtig weich, so richtig smoooth.

Der erste Blick auf die Lodge verrät schon, dass es hier echt gemütlich werden könnte. Es gibt einmal die große Hauptlodge, das Innere der Main Lodge ist durch die Rundstämme wirklich super gemütlich: auf der einen Seite ist der Essbereich und die andere Seite erinnert an einen urigen Pub mit Bar, Billardtisch, Sofas und Kamin. Und dann verteilen sich ringsherum die verschiedenen Cabins für Gäste. Alles Log-Gebäude, also aus Vollholzstämmen gebaut. Super gepflegt, einfach schön. Ich werde in der Loon-Cabin übernachten und, so viel kann ich schon verraten, der Name wird Programm sein! Unsere Cabin ist groß, bietet mehrere Schlafzimmer und Bäder und der Kamin macht es, excuse my language, sau-gemütlich! Da das Wetter heute etwas grau und echt kühl ist, es sogar leicht angefangen hat zu regnen, muss das Lagerfeuer leider ausfallen. Aber so mache ich es mir in der Hauptlodge gemütlich, wärme mich am großen Kamin und genieße das tolle Dinner! Den Abend verbringen wir mit unzähligen Runden – richtig heimelig! Auf dem Weg zurück in meine Cabin, merke ich aber auch, dass es sich in den letzten Stunden sehr abgekühlt hat - ohje und die Cabins sind, abgesehen vom Kamin im Hauptraum, nicht beheizt - jetzt heißt es: dick in die vielen, gemütlichen Decken auf meinem Bett einmummeln!

Ich bin zwar echt müde, aber hier, inmitten der Wildnis von Ontario zu liegen und den unbekannten Geräuschen zu lauschen, ist ganz schön spannend! Und dann liegt er los, der Loon, der Seetaucher! Der unverkennbare Ruf (ihr kennt ihn von unseren Youtube-Videos), schallt durch die Luft und ist schon so ein kleines Schlaflied... Am nächsten Morgen bin ich doch relativ früh wach. Die Nacht war gut, aber recht kalt - brrr! Hier oben in Northern Ontario kann es Mitte September also schon echt frisch nachts werden! Leider ist der Himmel noch immer grau und es fisselt immer wieder. Zeit für einen wärmenden Kaffee und ein leckeres Frühstück!

Danach will ich aber auch unbedingt mal die Boote der Lodge nutzen! Die 20-PS-starken Motorboote stehen kostenfrei zur Verfügung und sind, insbesondere für Angler auf dem Esnagi Lake, ein super Gimmick! Also, Henrike on board und ab geht’s! Immer auf der Suche nach Wildlife. Aber auch heute habe ich leider, bis auf ein eine Gruppe Loons, kein Glück und so düsen wir nur ein wenig auf dem See herum! Nach einiger Zeit wird uns aber echt zu kalt und ich freue mich schon auf einen warmen Tee in der Main Lodge! Hier müssen wir auch noch einige Zeit verbringen, weil das Wetter noch nicht gut genug unser Abhol-Floatplane ist … es gibt aber schlimmere Orte um zu warten.

Gegen späten Mittag landet dann aber unser Wasserflugzeug am Dock und ab geht’s - zurück nach White River! Der Aufenthalt an der Lodge 88 hat mir super gefallen! Die Lodge, Cabins und Hosts sind klasse - ich glaube, dass man hier im Sommer echt ne gute Zeit verbringen kann!

Da wir heute noch wieder zurück bis nach Sault Ste Marie fahren müssen, wartet der Bus schon auf uns! Zwar sind wir bereits etwas verspätet unterwegs, aber zwischendurch halten wir noch am Old Woman Bay Strand am Lake Superior! Und hier ist es echt traumhaft schön! Entlang des Highways gibt es übrigens immer wieder lange Sandstrände und tolle Buchten. Über den Lake Superior erfahre ich dann auch noch ein wenig mehr, als wir im Lake Superior Provincial Park Center halten. Also zusammengefasst stört die lange Fahrt zurück nach SSM gar nicht wirklich - der Blick aus dem Busfenster ist einfach spannend!

Heute gehts von Sault Ste Marie nach Manitoulin Island. Etwa 350 km und 4 Stunden Fahrtzeit über den Transkanada-Highway benötigen wir heute. Einen kurzen Stop unternehmen wir nur im Serpent River Trading Post – einem relativ großen Souvenir-Shop für indigene Kunst und Tüddelkram – perfekt um sich ein bisschen die Beine zu vertreten.

Manitoulin Island liegt im Lake Huron. Sie ist mit einer Fläche von etwa 2.766 Quadratkilometern die größte Süßwasserinsel der Welt. Auf der Insel leben etwa 13.000 Menschen, die sich auf mehrere kleine Gemeinden und indigene Siedlungen verteilen. Sie ist nicht nur ein Naturschatz mit über 100 Seen, zahlreichen Wanderwegen und atemberaubenden Landschaften, sondern auch ein kulturelles Zentrum und darüber werde ich morgen noch etwas mehr erfahren.

Manitoulin Island kann man im Norden über eine ehemalige und einspurige Eisenbahnbrücke und im Süden über die Fähre zwischen Tobermory und South Baymouth erreichen – beides spannend! Ich fahre heute über die Brücke rüber nach Manitoulin Island. Und so sind wir eigentlich auch direkt am Hotel. Das Manitoulin Island Hotel & Conference Center befindet sich nämlich in Little Current und damit direkt hinter der Brücke.

Im gesamten Hotel erkennt man immer wieder Elemente aus Holz, Stein und Dekor, die die Tradtion der First Nations widerspiegeln – insbesondere der Eingangsbereich sieht echt toll aus und erinnert mich an ein gemütliches Tipi. Die Zimmer sind hell und der Blick aufs Wasser ist schon echt schön! Was mir persönlich in Hotels nicht gefällt ist, wenn ich das Fenster nicht öffnen kann – das ist leider auch hier der Fall. Zum Abendessen gehen wir ins Hotel-Restaurant. Dies wird zwar gerade renoviert, aber es werden den Gästen trotzdem Speisen im Buffet-Stil angeboten. Der Abend endet für uns mit einigen, manchmal wilden, UNO-Partien und leckeren Drinks!

Guten Morgen aus Little Current – ich habe echt gut geschlafen! Heute liegt der Fokus auf indigener Kultur. Manitoulin Island ist die Heimat mehrerer First Nations, die eine bedeutende kulturelle und historische Rolle in der Region spielen. Zu den wichtigsten indigenen Gemeinschaften auf der Insel gehören die Wiikwemkoong First Nation. Das Wiikwemkoong Unceded Territory ist besonders bemerkenswert, da es nie einen Vertrag zur Abtretung des Landes an die kanadische Regierung unterzeichnet hat und seinen Status als nicht abgetretenes Gebiet beibehält.

Im Ojibwe Cultural Foundation Center lerne ich heute total viel über die Kultur der Manitoulin Island First Nation. Das Center ist echt klasse! Man kann hier auch an Kunst- und Sprachkursen teilnehmen. Es gibt eine Healing Lodge und ein kleines Amphitheater, z.B. für Tanzvorführungen. Auch wir kommen in den Genuss einer Tanz- und Trommel-Perfomance – super cool! Der Vormittag geht so auch echt flott rum und es heißt schon wieder: Bye bye Manitoulin Island – auf geht’s zum Killarney Provincial Park und darauf freue ich mich total!

Über die Eisenbahn-Brücke gehts wieder zurück auf das Festland und ein kleines Stück unseren gestrigen Weg in nördlicher Richtung zurück. Ab Espanola halten wir uns dann aber östlich und nach einer Fahrt durch den Killarney PP, endet der Trip heute in Killarney, an der Killarney Mountain Lodge. Die Lodge haben wir auch schon viele Jahre im Programm. Sie besteht aus vielen verschiedenen Unterkunfts-Arten: Der Main Lodge, kleinen und größeren Blockhäusern und Cabins. Tatsächlich kommt hier wegen des Geimeinschafts-Game-Room, dem Pool, der Dining-Hall etc. so ein kleines bisschen Resort-Feeeling a la Kellermanns Resort von Dirty Dancing auf. Und das im absolut positiven Sinn! Die Lage der Killarney Mountain Lodge ist super schön - direkt am Wasser (Killarney Channel). Übernachten werden ich heute in einem der Killarney Cabins.

Davon will ich euch noch mehr erzählen: Meine Cabin verfügt über 2 Queen-Betten und hat ein angenehm großes Bad inkl. Dusche. Ich fühle mich sofort richtig wohl!
Neben dem Restaurant, einem großen Gemeinschaftspool und vielem mehr, bietet die Killarney Mountain Lodge auch noch geführte Ausflüge an! Dazu zählen zB. Wine-Tastings, Wanderungen und Kanu-Touren oder sogar Segeln im Sonnenuntergang. Für mich steht heute der „Baie Fine Cruise“ Ausflug auf dem Programm. Mit einem der großen Motorboote geht es direkt von der Lodge aus in die Gewässer der Georgian Bay. Das Ziel ist die Baie Fine – eine Fjord-ähnlichen Bucht. Die Fahrt dahin dauert ca. 1 Stunde. Ich genieße die Sonne und realisiere mal wieder, welches Glück ich habe, diese Trips machen zu dürfen - Danke dafür schon mal, Ontario!

In der Bucht machen wir einen längeren Stop und genießen die Szenerie. Auch ein Picnic wurde für uns organisiert, bestehend aus einem Sandwich, Obst und einigen Snacks - richtig klasse! Ich glaube fast, dass man hier im Hochsommer richtig gut schwimmen gehen könnte, aber trotz Sonne, erspare ich mir das lieber und freuen mich schon auf den Pool später! Auf dem Rückweg zur Lodge merke ich wohl wegen des Fahrtwindes nicht, wie viel Kraft die Sonne noch hat – haha – Spoiler: ich bin wirklich nicht empfindlich, aber morgen wird mein Gesicht doch nett rot leuchten.

Insgesamt hat mir der Ausflug aber extrem gut gefallen – ich bin einfach unendlich gerne auf dem Wasser unterwegs! Zurück an der Lodge entscheide ich mich für einen Pool-Nachmittag. Und ganz ehrlich: so macht Arbeiten doch am meisten Spaß – mit einem Drink am Pool! Lasst das nicht den Rainer hören! Da es der letzte Abend unserer Tour ist, treffen wir uns nach einem mega guten Abendessen noch in der Bar der Lodge. Hier spielt heute eine Live-Band, richtig cool! Besser könnte der letzte Abend echt nicht sein!

Die letzte Woche in Northern Ontario war wirklich toll! Ich habe so viele neue Sachen erleben dürfen! Insbesondere der Flug mit dem Wasserflugzeug war spannend! Auch die Abgeschiedenheit der Lodge 88 hat mich fasziniert! Insgesamt am besten hat mir die Killarney Mountain Lodge gefallen! Tolle Umgebung, tolle Unterkunft und hier fühlt man sich so richtig in Ontario angekommen! Ich glaube aber, dass ich unbedingt noch mal im Oktober hierher kommen muss! Die bunte Natur in dieser Kulisse muss atemberaubend sein!

Nach einer letzten erholsamen Nacht geht mit unserem Bus zurück nach Toronto! Wir halten zum Lunch noch in Parry Sound und bummeln dort ein wenig durch kleine Innnestadt. Da bis zum Rückflug noch einiges an Zeit ist, stoppen wir kurz vorm YYZ Airport noch an der Vaughan Mills Mall und haben etwas Zeit zum Shoppen und für letzte Mitbringsel. Tja und dann ist meine Zeit in Ontario auch schon wieder vorbei - auf geht’s mit Iceland Air über Keflavik zurück nach Frankfurt.