Deh Cho 2010 - Teil II
Von Nordkanada in den Westen1. Tag - 04.08.10
So, die Familien Schoof und Schulte-Kammel nähern sich mit Riesenschritten Yellowknife und das bedeutet, dass sich deren Urlaub dem Ende entgegen neigt. Dies mag für die beiden Familien und alle aufmerksamen Blogleser betrüblich sein, für uns bedeutet es aber, dass unser Urlaub nun endlich losgeht. Eigentlich sollte es ein ganz relaxter Urlaubsbeginn mit einem ausgiebigen Frühstück, entspanntem Koffereinladen und der Fahrt zu unserem Park,Sleep&Fly-Hotel bei Amsterdam werden. Naja, das hat leider nicht ganz so geklappt. Nachdem ich bereits um 6 Uhr nochmal ins Büro gefahren bin, um noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, hatte ich diese dann auch gegen 15 Uhr endlich abgearbeitet. Die folgende Fahrt nach Amsterdam wurde dann noch schwere Gewitter und schlechte Sicht aufgrund der starken Regenfälle verzögert, so dass wir erst gegen 20 Uhr in unserem Hotel ankamen. Dieser Start war natürlich alles andere als gut und so war die ganze Familie schon etwas genervt - hoffentlich geht das nicht so weiter. Ging es aber zum Glück nicht. Die Lage entspannte sich schon direkt nach dem Check-in. Das 4-Sterne-Hotel A4 Schipol liegt nur 6 Kilometer vom Flughafen entfernt unmittelbar an der Autobahn A4 und verfügt über riesige Familienzimmer mit Balkon. Julius (3 Jahre) und Helena (6) haben dann erstmal die Verteilung der Betten vorgenommen und eine Kissenschlacht angezettelt.. Nachdem wir uns etwas ausgetobt hatten, haben wir uns dann mit der mitreisende Familie Recker (Marion, Paul und Luis (13)) in der Lobby getroffen und sind in das Restaurant des gegenüber liegenden Autohofs gegangen. So endete der Tag dann in gemütlicher Runde auch für die Kinder erst gegen 23 Uhr.
Noch ein Wort zu dem Hotel: Das A4 Schipol ist bei einem frühen Abflug wirklich zu empfehlen. Wir haben für das Familienzimmer ca. EUR 130,- bezahlt inkl. Parken für die gesamte Zeit gezahlt (max. 31 Tage).
2. Tag - 05.08.10
Um 5 Uhr klingelt der Wecker - grauenhaft, ich dachte es ist Urlaub. Aber um 6 fährt schon unser Shuttle zum Flughafen. Wir möchten früh einchecken und dann dort noch gemütlich frühstücken. Der Air Transat-Flug nach Vancouver soll um 9:35 starten. Also stehen Britta und ich auf und machen erst uns fertig und dann die Kinder. Helena wird nur ganz langsam wach und braucht ewig bis sie angezogen ist. Julius verschläft das Anziehen komplett und wird erst wach als Britta ihm seine Turnschuhe anzieht. Der Shuttle-Bus ist pünktlich und auch Familie Recker wartet schon mit Sack und Pack vor dem Hotel. Wir sind wie geplant recht früh am Check-in und alles verläuft unkompliziert und zügig. Schipol ist eigentlich ein schöner Flughafen - nicht allzu riesig und insegesamt relativ kurze Wege zu den Gates.
Da wir beim Einchecken so schnell waren müssen wir nun noch etwas auf unser Frühstück warten, da das Restaurant "Old Amsterdam"erst um 7 öffnet.
Der Fug geht mit nur 20 Minuten Verspätung los und ist rundum gut. Es ist absolut ruhig, der Service ist super (war früher ja auch mal anders bei Air Transat) und die Kinder sind zufrieden. Nach ein wenig Schlaf, etwas Lesen, einigen Spielen mit den Kindern und vier oder fünf Folgen Heidi auf dem Netbook sind wir dann auch tatsächlich da - in Vancouver. Es ist dort kurz nach 10 Uhr morgens und damit haben wir noch den ganzen Tag für die Pazifikmetropole zur Verfügung. Unser Weiterflug nach Yellowknife ist erst am nächsten Morgen.
Wir stehen zu siebt vor dem Flughafen und müssen zu unserem Hotel in die Innenstadt. Mit dem ganzen Gepäck benötigen wir mindesten zwei, eher drei reguläre Taxis oder halt eine Stretch-Limousine. Natürlich entscheiden wir uns für die Limo und wir passen tatsächlich alle mit dem gesamt Gepäck hinein. Die Kosten belaufen sich auf Can$ 75 bis nach Downtown Das ist etwa der Preis für zwei reguläre Taxis. Der Spassfaktor, insbesondere für die Kinder, ist allerdings unbezahlbar.
Wir beziehen unsere Familiensuite im Rosedale on Robson Hotel und obwohl wir alle ziemlich müde sind machen wir uns nach einer kurze Pause zu Fuß auf den Weg zur Waterfront. Lange Fußmärsche sind mit Julius und Helena natürlich nicht mehr möglich und so setzen wir uns am Frühen Nachmittag auf die Terasse des Whistler Brew Pub, essen eine Kleinigkeit und genießen bei strahlendem Sonnenschein den Blick auf die startenden Wasserflugzeuge und den Stanley Park.
Danach geht es schnell zurück ins Hotel und um 18 Uhr schlafen wir alle tief und fest.
3. Tag - 06.08.10
Der Westjet-Flug nach Yellowknife soll um 8 Uhr starten. Also haben wir die Limo vom Vortag um 5:30 bestellt. Das ist heute überhaupt kein Problem, denn Britta und ich sind Dank Julius schon seit 2:30 wach. Helena schafft es immerhin bis um 4. Ab dann machen Kissenschlachten, essen Kekse und trinken Kaffee und Apfelschorle - so vergeht die Zeit ganz gut.
Da es nur ein Inlandsflug ist, geht das Einchecken super schnell. Dadurch bleibt genug Zeit für ein "kanadisches Frühstück", Starbucks-Kaffee und Subway-Sandwich. Der Flug nach Yellowknife geht via Edmonton und ist zu Beginn eher unspektakulär, da es durch die Wolkendecke nichts zu sehen gibt. Als dann der Anflug auf Yellowknife beginnt ist es klar und wir bekommen einen ersten Eindruck von der unglaublichen Weite der North West Territories.
Der Flughafen von Yellowknife ist echt "niedlich" - eine Halle und auch ein Gepäckband, das war's. Obwohl wir etwas zu früh sind, werden wir schon von Ron und Erin von NWT Tourism erwartet und herzlich willkommen geheißen. Vor dem Airport warten wir noch kurz gemeinsam und dann kommen auch schon Rainer und Sven mit ihren (jetzt unseren) Wohnmobilen. Diese wurden vorher bei einer Firma in Yellowknife komplett gereinigt und gewartet. Aber dies kann man wahrscheinlich unten in Rainers Blog bereits ausführlich nachlesen - genauso wie die Übergabe auf dem Campingplatz und die anschließende Bootstour mit Carlos auf dem Great Slave Lake.
Die Bootstour ist ein absolutes Highlight direkt zu Beginn unseres NWT-Trips. Die Kinder flippen völlig aus und können gar nicht genug bekommen. Je schneller das Boot fährt und je größer die Sprünge über die Wellen, desto lauter wird das Gekreische. Durch dieses Erlebnis schaffen die Reckers und wir es auch trotz des Jetlags problemlos, bis 22 Uhr durchzuhalten. Wir verabschieden uns noch von den Familein Schoof und Schulte-Kammel, die morgen abreisen, und fallen dann in unseren Wohnmobilen in einen komtösen Schlaf.
4. Tag - 07.08.10
Nach dem Aufstehen mußten wir zum Glück nicht verhungern, da die beiden anderen Familien genug Vorräte im Mobil gelassen hatten, um ein einfaches Frühstück hinzubekommen. Zum Fred Henne Park Campground hat Rainer schon etwas geschrieben. Wir waren nicht lange dort, sondern sind nach dem Frühstück gestartet, um als erstes unseren Großeinkauf zu erledigen. In den großen Supermärkten in Yellowknife bekommt man eigentlich alles, was das Herz begehrt. Man sollte allerdings nicht allzu sehr auf den Preis achten. Lebensmittel sind im hohen Norden nun einmal deutlich teurer als in Calgary oder Vancouver. Nach dem Supermarkt noch schnell in den Liquor Store (für Bier und Wein) und los geht's auf den Ingram Trail nach Osten. Nach ca. 30 Kilometern erreichen wir den Prelude Lake Territorial Park. Unser Stellplatz ist direkt neben einem Kinderspielplatz und durch die Bäume sieht man den See - perfekt. Den Nachmittag verbringen wir alle am und im See. Man soll es nicht glauben, die Seen dort oben haben tatsächlich Badetemperatur. Den ersten richtigen Campingtag runden dann ein riesiges Steak und eine gute Flasche Rotwein ab. So kann es weitergehen.
5. Tag - 08.08.10
Da wir gestern eigentlich in die falsche Richtung gefahren sind, nämlich nach Osten, haben wir heute eine umso größere Etappe vor der Brust. Etwa 500 Kilometer sind es bis zu unserem Ziel, den Samba Deh Falls. Bis jetzt bin ich noch nicht wirklich überzeugt, dass wir es bis dorthin schaffen, da die letzten 150 Kilometer nur noch Schotterpiste sind. Früh aufstehen, schnell frühstücken und um 8 Uhr losfahren - so war der Plan. Allerdings merkt man, dass sich am 2. Wohnmobiltag noch nicht alles so perfekt eingespielt hat. Nach einem eher gemütlichen Frühstück lassen wir noch das Abwasser ab, füllen Frischwasser auf und sind dann doch erst gegen 9:30 auf dem Highway. Egal, wir werden einfach sehen wie weit wir kommen.
Das Wetter kann sich noch nicht so recht entscheiden. Es ist warm, aber bewölkt und ganz vereinzelt läßt sich zwischendurch die Sonne sehen. Ohne nochmals in Yellowknife zu stoppen begeben wir uns auf den Highway Nr. 3, den Frontier Trail, Richtung Süden. Direkt hinter Yellowknife endet die Zivilisation, so hat man den Eindruck. Die Straße führt durch endlose Wälder und auf den ersten 300 Kilometern bis Fort Providence kommen uns vielleicht 20 Autos entgegen. Ganz klar, wem Einsamkeit und Wildnis nicht liegen, der ist hier oben eindeutig falsch. Wir allerdings finden es super und ich finde die Fahrt herrlich entspannend. Die Straßenoberfläche ist übrigens trotz der harten Winter in hervorragendem Zustand. Lediglich die vielen langgezogenen Bodenwellen verringern das Reisetempo, da sich die großen Wohnmobile ansonsten anfühlen wie ein Ruderboot bei starkem Seegang.
50 Kilometer südlich von Edso taucht dann auch endlich das erste Bison am Straßenrand auf. Gerade rechtzeitg, denn Julius und Helena wurde es langsam langweilig. Aber das ist jetzt natürlich vorbei. Der riesige Bisonbulle steht gerade mal fünf Meter vom Wohnmobil entfernt und hebt noch nicht einmal den Kopf, als wir neben ihm anhalten und Fotos aus dem Fenster heraus machen.
Die Chan Lake Picnic Area ca. 100 Kilometer südlich von Edso ist eigentlich die einzige Möglichkeit für eine vernünftige Pause zwischen Yellowknife und Fort Providence. Also nutzen wir diese Möglichkeit und genießen den Seeblick und einige deftige Sandwiches. Danach geht es durch das Mackenzie Bison Sanctuary bis Fort Providence. Es stehen immer wieder einzelne Bisons grasend am Straßenrand. Zwar bekommen wir keine ganze Herde zu Gesicht, das macht aber nichts. Auch die einzelnen Bisonbullen sind einfach beeindruckend.
Bei Fort Providence wird schnell getankt und dann geht es 6 Kilometer weiter auf die Fähre über den Mackenzie River. Es bietet sich ein beeindruckendes Bild des mächtigen Stroms, aber leider holt uns genau jetzt eine schwarze Wolkenfront ein und es fängt in Strömen an zu regnen, so dass wir nicht aussteigen können. Der Regen verfolgt uns auch noch als wir 24 Kilometer weiter südlich rechts auf den nicht geteerten Mackenzie Highway abbiegen. Die Sicht ist alles andere als gut und unsere Wohnmobile sind bald so von Schlamm bedeckt, dass von weißen Farbe kaum noch etwas zu erkennen ist. Das sind aber auch schon die einzigen negativen Aspekte. Die Qualität der Schotterpiste ist unglaublich gut, die Oberfläche ist eben und die langen Bodenwellen des vorherigen Highways gibt es hier nicht. Paul ist ganz begeistert und sagt hinterher mit einem breiten Grinsen, die ganze Fahrt hätte super Spaß gemacht.
Erst nach 18 Uhr kommen wir am Samba Deh Territorial Park an und inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Ich bin wiederum begeistert - da fährt man hunderte von Kilometern durch die Wildnis und dann ist dort ein toll gepflegter Campingplatz mit warmen Duschen und einem großen nagelneuen Kinderspielplatz. Hätten wir mehr Zeit, so würden wir hier mit Sicherheit einen weiteren Tag verbringen.
6. Tag - 09.08.10
Ich wache früh auf und schaue direkt aus dem Fenster. Mist, schon wieder bewölkt - ausgerechnet heute. An diesem Tag steht für Reckers und uns nämlich der absolute Höhepunkt unserer NWT-Tour auf dem Programm. Um 12 Uhr sollen wir mit dem Wasserflugzeug von Fort Simpson zu den Virginia Falls und später weiter zur North Nahanni Naturalist Lodge fliegen. Naja, vielleicht kommt die Sonne ja noch durch.
Bis Fort Simpson sind es noch etwa 2 Stunden Fahrt und so brauchen wir uns nicht sonderlich zu beeilen. Wir starten gegen 9 und sind somit um kurz vor 11 an der Fähre, die uns über den Liard River nach Fort Simpson bringt. Nachdem Rainer noch Probleme an der Auffahrt zur Fähre hatte, wurde diese scheinbar etwas geglättet und so kamen wir problemlos hinüber. Fort Simpson ist mit gerade mal 1000 Einwohnern sehr übersichtlich und so läßt sich die Basis von Simpson Air schnell finden. Als ich zur Anmeldung gehe kommt Ted Grant, der Besitzer von Simpson Air, direkt aus seinem Büro, um mich zu begrüßen und um mir mitzuteilen, dass wir heute wegen des schlechten Wetters nicht mehr zu den Virginia Falls fliegen. Er meint allerdings, dass wir es in den nächsten ein bis drei Stunden zur Lodge schaffen sollten. Ich quatsche noch ein wenig mit Ted, der darüber witzelt, dass wir es nach so vielen Jahren doch endlich mal geschafft haben, in die NWT zu kommen. Danach gehe ich zu den Wohnmobilen zurück, die wir bei Simpson Air auf dem Gelände stehen lassen können, und überbringe den anderen die schlechten Neuigkeiten. Allerdings ist der Trip zu den Virginia Falls nicht abgesagt, sondern lediglich verschoben. Wenn das Wetter paßt, holt Ted uns morgen von der Lodge ab und fliegt uns zu den Fällen.
Eine ausgiebige Mittagspause und ein Nickerchen später ist es dann soweit. Gegen 15 Uhr bringt Ted uns mit seinem Truck zu den Wasserflugzeugen am Fluss. Todd, der zweite Pilot, nimmt Reckers mit. An den Docks schaukeln eine Cessna und eine rote Beaver. Todd nimmt Familie Recker mit zur Cessna und Ted lotst uns zur Beaver. Wir steigen ein, gurten uns an und bekommen von Ted jeder ein Paar große, schwere Kopfhörer in die Hand gedrückt. Zwei Minuten später weiß ich warum - der Motor der Beaver mach einen ohrenbetäubenden Lärm. Die Maschine ist ein echtes Schätzen, Baujahr 1957 (ja, die ist 53! Jahre alt) aber komplett überholt und in einem Spitzenzustand. Ted fliegt sie selbst und von seinen jüngeren Piloten darf sie auch bis jetzt keiner anrühren.
Dann gibt Ted Gas und wir heben ab. Schon nach wenigen Minuten in der Luft liegt Fort Simpson hinter uns uns. Wir bekommen erst jetzt einen wirklichen Eindruck von den Ausmaßen dieser unberührten Wildnis. Solch ein Flug ist sicherlich ein absolutes Pflichtprogramm, wenn man einmal in den North West Territories ist. Nach etwa 40 Minuten nähern wir uns dem Cli Lake, der spektakulär von zwei Bergen eingerahmt wird. Familie Recker war in der Cessna nach uns gestartet, aber da die Beaver deutlich langsamer ist, sind sie schon an der Lodge angekommen und wir sehen noch wie die Cessna schon wieder abhebt. Ted dreht noch eine Schleife über die Lodge. Von oben sehen wir das tolle Rundholzgebäude, es brennt ein Lagerfeuer und am Dock warten die Reckers sowie Loyal, der Besitzer der Lodge - alles wirkt einfach nur einladend.
Nach der Landung empfängt uns Loyal am Dock und führt uns erst einmal herum. Ich denke, Rainer wird in seinem Blog schon ausführlich über die Lodge berichtet haben. Wir jedenfalls sind schwer beeindruckt von der Anlage, die Loyal und seine Frau Ria dort in der tiefsten Wildnis errichtet haben. Alles wirkt heimelig und gemütlich und wenn man im Gemeinschaftsraum auf dem Sofa sitzt und auf den See schaut, hat man das Gefühl, man befindet sich in Loyals Wohnzimmer und man wird umsorgt wie ein guter Freund.
Nachdem die Zimmer verteilt sind und alle sich eingerichtet haben, nimmt uns Ricky mit zum Checken der Fischnetze. Ricky, ein Native vom Stamm der Slavey, ist der Guide der Lodge. Paul, Luis, Julius, Helena und ich steigen zu ihm ins Motorboot und sofort geht es mit Vollgas zur anderen Seeseite. In dem dort ausgehängten Netz haben sich tatsächlich fünf Weißfische und zwei Hechte verfangen. Kaum sind wir wieder bei der Lodge angekommen, ruft uns Loyal auch schon zum Dinner. Er hat selbst gekocht und es erwartet uns echtes "Home Cooking" - deftig, rustikal, super lecker und auf jeden Fal zu viel. Mit dem Schinkenbraten, dem Roast Beef, den Salaten und so weiter könnte er eine ganze Kompanie verpflegen.
Als die Kinder dann im Bett liegen kommt noch das Entspannungsprogramm für die Eltern. Paul und Marion nutzen das Saunahäuschen und Britta und ich schnappen uns ein Glas Rotwein, setzen uns draußen in den Hot Tub und genießen den Blick auf den See - besser geht's eigentlich nicht. Es ist etwas bewölkt, aber das macht nichts, denn einen Sternenhimmel bekommen wir heute sowieso nicht mehr zu sehen. Wir fallen nämlich um halb zwölf todmüde ins Bett und da ist es noch nicht einmal richtig dunkel.
7. Tag - 10.08.10
Ich wache früh als erster auf und es ist noch totenstill im Haus. Aber, es hilft nichts - "nature is calling" wie man in Canada sagt. Also schleiche ich mich aus dem Bett und tapse aus dem Zimmer und ins Bad. Danach gehe ich in den Wohn-/Essraum und schaue auf den See. Und, wer sagt's denn - endlich blauer Himmel.
Und das allerbeste ist, dass Neill, der Manager und, wie Rainer es formulierte, die gute Seele des Hauses, gestern Abend noch die Kaffeemaschine vorbereitet und mir gezeigt hat, wie man sie anstellt. So sitze ich wenige Minuten später im Schlafanzug mit einem frischen Kaffee in der Hand auf dem Sofa und genieße den Seeblick durch die Panoramascheibe. So könnte eigentlich jeder Tag beginnen.
Naja, wenn man kleine Kinder hat, weiß man, dass diese stillen Momente eine sehr begrenzte Haltbarkeit haben. Und so höre ich schon wenig später Julius in unserem Zimmer hopsen, springen und schreien. So kann sich Familie Recker zumindest den Wecker sparen. Jedenfalls teilweise, denn Luis schläft erst einmal unbeeindruckt weiter.
Gegen halb neun sitzen dann bereits alle am Frühstückstisch freuen sich über die von Loyal servierten Eier. Ob gespiegelt, gerührt oder gekocht - jeder Wunsch wird direkt erfüllt. Dann kommt der spannende Moment: Loyal hat gerade mal Empfang auf seinem Satellitentelefon und ruft Ted Grant an, um zu klären, ob der Flug zu den Virginia Falls stattfinden kann. Die schlechte Nachricht - eine Schlechtwetterfront über den Fälle und somit heute kein Flug. Die gute Nachricht - hier ist davon nichts zu sehen und damit haben wir einen vollen Tag bei Sonnenschein an der Lodge.
Nach dem Frühstück nimmt Ricky uns alle im Motorboot mit auf Erkundungstour. Lediglich Britta hat sich entschieden, einfach die Ruhe zu genießen und am Ufer ein Buch lesen. Sicherlich keine schlechte Alternative, aber die Tour mit Ricky ist wirklich super. Vor allem seine alten Legenden über Seeungeheuer im Cli Lake haben es uns angetan. Er führt uns u.a. zu einer alten Log Cabin, die tatsächlich ab und zu von einem Künstler bewohnt wird, der sich zum Malen extra einen Balkon oberhalb des Seeufers errichtet hat, und zu einer Stelle, an der es von einigen Jahren einen gigantischen Erdrutsch gegeben hat. Dort ist eine komplette Bergseite abgebrochen und die in den See gestürzten Gesteinsmassen haben den Wasserspiegel des Sees um mehr als einen halben Meter ansteigen lassen. Wir steigen aus dem Boot, klettern über zwei Hügel aus losen Gesteinsbrocken und finden eine Art Miniatur-Gletschersee - ein Teich mit glasklarem, aber eiskaltem Wasser. Auf dem Rückweg wird schnell nochmal das Fischnetz geprüft und so sind wir passend zum Mittagessen wieder an der Lodge. Es gibt einen der großen Weißfische, die gestern im Netz gelandet sind - im Ganzen gedünstet und mit einer leckeren Füllung.
Nach dem Essen möchte ich nochmal raus auf den See. Die Motorboote und Kanus stehen den Gästen zur freien Verfügung. Ich schnappe mir das Boot mit dem 20PS-Außenborder und frage, wer mitkommen möchte. Helena, Julius, Luis und Britta springen zu mir ins Boot. Paul und Marion möchten mit Ricky eine 2-3stündige Wanderung unternehmen und kommen dementsprechend nicht mit. Wir düsen über den ganzen See und von den Kinder darf jeder mal mit ans Steuer. Luis überlasse ich es hinterher ganz und er schippert und souverän nochmal zu der Stelle mit dem Erdrutsch. Wir klettern wieder zu dem Teich und diesmal trauen wir uns auch, hinein zu springen. Nach fast drei Stunden kehren wir erst zur Lodge zurück. Doch das Aktivprogramm ist noch nicht vorbei und die Kinder sind im Paradies. Helena und Luis angeln von Steg, Julius spielt im Wasser und später werden noch die Sauna und der Whirlpool benutzt, um den Tag dann mit einem Bad im See zu beschließen. Obwohl wir alle hundemüde sind, sitzen wir Erwachsenen abends noch eine ganze Weile genüsslich bei einem Glas Rotwein zusammen. Bis zur wirklich spät hereinbrechenden Dunkelheit schaffen wir es aber dennoch nicht ganz.
8. Tag - 11.08.10
In der Nacht wache ich auf. Es regnet. Ich ärgere mich und kann zunächst nicht wieder einschlafen, denn heute ist Abreisetag und wir haben wir die letzte Chance, zu den Victoria Falls zu kommen - allerdings nur, wenn das Wetter mitspielt. Irgendwann schlafe ich nochmal ein. Ich wache morgens wieder als Erster auf und schaue kurz aus dem Fernster. Es ist bewölkt, aber es regnet nicht Mit anderen Worten, der Ausflug in den Nahanni National Park kann klappen, muss er aber nicht. Das ist jetzt auch alles völlig egal, denn heute gibt es ein viel wichtigeres Ereignis: Helenas siebter Geburtstag. Direkt nach mir wird Julius wach, unser fröhlicher Familienwecker. Und bevor der sein Werk vollbringen kann und alle aufweckt, schnappe ich ihn und nehme ihn mit ins Wohnzimmer. Ich schmeiße die Kaffeemaschine an, kuschel mich mit Julius aufs Sofa und lese Geschichten vor. Nach einer guten halben Stunde kommt Britta und sagt uns, dass Helena soeben aufgewacht ist. Also gehen wir zurück, singen das obligatorische Geburtstagsständchen und lassen das Geburtstagskind hochleben. Britta zaubert irgendwo eine Tüte mit Geschenken her und Helenas Augen fangen an zu leuchten. So sitzen wir alle im Bett und Helena packt ihre Geschenke aus, tatkräftig unterstützt von ihrem Bruder, der an den Geschenken an sich eigentlich gar nicht interessiert ist, er reißt nur gerne das Papier auseinander. Es folgt ein Frühstück mit Geburtstagskerzen, einem weiteren Geburtstagsständchen von allen und der guten Nachricht von Loyal, dass Ted uns heute in den Nahanni Park fliegen wolle, da das Wetter dort ganz passabel sei. Außerdem sei er schon auf dem Weg und müsse in einer halben Stunde hier sein. Die Info ist aber offensichtlich falsch, da wir soeben das Motorengeräusch der Beaver hören, die sich bereits im Anflug auf den See befindet. Alle werden hektisch und packen schnell die wichtigsten Sachen in Tagesrücksäcke während Neill uns eine große Tasche mit Getränken, Äpfeln, Joghurts, Müsliriegeln usw. packt. Leider entscheidet sich in diesem Moment, dass Britta den Ausflug auf keinen Fall mitmachen kann. Schon am frühen Morgen hatte sich ein schwerer Migräneanfall angekündigt, der jetzt voll durchschlägt. Ihr Kreislauf sackt weg und sie muss sich zurück ins Bett legen - die Arme, und das ausgerechnet heute. Hoffentlich ist sie wieder halbwegs auf dem Damm, wenn wir sie heute Nachmittag auf dem Rückweg von den Fällen abholen, um zurück nach Fort Simpson zu fliegen.
Ted ist inzwischen gelandet und wir steigen zu sechst in die Beaver, die damit voll belegt ist. Julius sitzt in der Mitte zwischen Marion und Paul und kann aufgrund seiner Größe überhaupt nichts sehen. Daher darf er nach dem Start zu mir nach vorne auf den Schoß. Das ist natürlich das Größte und er strahlt von einem Ohr bis zum anderen. Das Wetter ist ok, es ist trocken und die Sonne lässt sich immer mal wieder blicken. Schon nach den ersten Kilometern wird klar, dies wird ein Erlebnis, dass einem ewig in Erinnerung bleiben wird. Die Eindrücke sind schwer in Worte zu fassen, alles ist einfach nur gewaltig.
Zunächst geht es durch ein weites Flusstal und dann steigen wir immer höher und überfliegen knapp über dem Boden das Ram Plateau, ein Hochplateau, dass von tiefen Canyons durchzogen ist. Wirklich spektakulär ist das Ende der Hochebene. Sie hört einfach wie mit dem Messer abgeschnitten auf und eine Felswand fällt unter uns zig hundert Meter in die Tiefe.
Von Süden geht es dann flussaufwärts über den South Nahanni River und durch den First Canyon Richtung Victoria Falls. Und dann tauchen sie auf - gigantische Wassermassen pressen sich durch die enge Felsschlucht und stürzen in die Tiefe. Ted fliegt eine Schleife und landet 500 Meter oberhalb der Fälle auf dem Fluss. Pünktlich zur Landung fängt es an zu regnen. Egal, wir steigen aus und werden schon von einer Nationalparkangestellten am Dock erwartet. Sie wird uns zu den Fällen führen und uns allerlei Wissenswertes über Flora und Fauna des Nationalparks erzählen. Während der Sommersaison sind immer drei Parkangestellte vor Ort, um Besucher zu führen, die Anlagen vor Ort zu beaufsichtigen und zu pflegen. Zu diesen Anlagen zählt unter anderem ein wunderschön angelegter Campingplatz für die Kanuten, die den Nahanni hinunterfahren und hier umtragen müssen. Es stehen dort tatsächlich einige Zelte und an den dafür vorgesehenen Vorrichtungen liegen vier Kanus. Je nach Einsetzpunkt oberhalb der Fälle dauert so eine Kanutour zwischen sieben und vierzehn Tagen bis zur Mündung in den Liard River - ein absoluter Traum.
Für uns geht es aber zu Fuß auf befestigten Holzstegen weiter bis zu verschiedenen Aussichtspunkten oberhalb der Victoria Falls. Zum Glück hört es rechtzeitig auf zu regnen. Wir können von dem Anblick gar nicht genug bekommen und so sind wir überrascht als unsere Führerin meint, es wäre Zeit, zum Flugzeug zurück zu kehren. Tatsächlich, es sind schon gut zwei Stunden vergangen und daher machen wir uns auf den Rückweg. Nun gehören wir zu den wenigen Leuten, die dieses einzigartige Stück Natur zu Gesicht bekommen haben, denn dieser Nationalpark zählt weniger als eintausend Besucher pro Jahr.
Zurück im Flugzeug schmeißt Ted die Maschine an. Da der Fluss natürlich Strömung hat, steht beim Start immer jemand am Dock und hält das Flugzeug so lange fest, bis der Motor richtig läuft. Unser Motor läuft und der Flieger wird losgelassen - der Motor stirbt ab! Ted startet noch einmal und der Motor geht wieder aus. Wir treiben auf dem Fluss Richtung Fälle und bei einigen im Flugzeug kommt Nervosität auf. Ich meine, ein Grinsen auf Teds Gesicht zu erkennen als er die Maschine dann problemlos startet und hochdreht. Wir heben ab und folgen dem Lauf des Nahanni River nach Norden. Die Landschaft auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Glacier Lake, ist weiterhin einfach spektakulär. Julius ist der einzige, den das nicht interessiert. Wie schon auf dem Hinflug zu den Victoria Falls findet er es zunächst super, vorne bei all den Instrumenten zu sitzen, um dann nach ca. 15 Minuten auf meinem Schoß in unmöglicher Haltung bei ohrenbetäubendem Lärm einzuschlafen. Der türkisfarbene Glacier Lake liegt eingerahmt von unfassbar steilen Granitwänden, deren Enden leider irgendwo oben in den Wolken verschwinden. Ted schraubt sich in diesem Kessel in weit geflogenen Spiralen immer tiefer und man hat das Gefühl, dass die Flügel jeden Moment eine der Felswände berühren. Dann landet er sicher auf dem See. Wir steigen aus und vertreten uns die Beine. Ted verschwindet in den Büschen, kommt nach einigen Minuten mit einem Fass Flugzeugbenzin wieder und fängt an, das Benzin in die Beaver zu gießen. Sein Kommentar: "She's a thirsty old lady".
An mehreren Stellen im Nationalpark hat Ted zur Sicherheit Benzin deponiert.
Dann geht es zurück Richtung Cli Lake, während sich hinter uns eine dunkle Wolkenwand aufbaut und es wieder anfängt zu regnen. Der Rückweg zur Lodge dauert ca. 90 Minuten und das Wetter wird immer schlechter. Als wir dort eintreffen muss sich Ted eine kleine Bucht in der Nähe der Lodge für die Landung aussuchen, da die Wellen in der Seemitte schon weiße Schaumkronen bilden. Am Dock der Lodge erwartet uns Loyal bereits ungeduldig mit dem Gepäck und auch Britta steht schon am Ufer bereit- allerdings immer noch kreidebleich. Wir steigen schnell aus, dann wird das Gepäck verstaut und alle, inkl. Britta, steigen wieder ein. Für eine vernünftige Verabschiedung oder sogar einen gemütlichen Kaffee mit Loyal bleibt keine Zeit. Da die Beaver nur 6 Sitzplätze hat, nehme ich Julius in der mittleren Reihe auf den Schoß. Und los geht's. Das Beruhigende ist, dass Ted trotz des aufkommenden Sturms die Ruhe selbst ist. Er zeigt sich von dem Wetter und der Hektik am Dock völlig unbeeindruckt. Naja, er fliegt hier oben halt auch schon seit 35 Jahren. Und so landen wir nach 40 Minuten wohlbehalten an der Wasserflugzeugbasis in Fort Simpson. Auf Brittas subjektives Flugerlebnis gehe ich hier nicht näher ein. Nur soviel, das Abschiedsfoto mit Ted vor der Beaver müssen wir ohne Sie machen.
Inzwischen ist es deutlich nach 18 Uhr, aber die Reckers entscheiden dennoch, noch bis zum Blackstone Park weiter zu fahren, um dort morgen einen kompletten Pausentag zu haben. Wir bleiben noch für diese Nacht auf dem Gelände von Simpson Air stehen. Britta geht direkt ins Bett, ich koche Nudeln für die Kinder und Ted kommt noch mit einem Sixpack Bier vorbei. So sitzen wir noch bis fast zehn Uhr im Wohnmobil und quatschen während es draußen inzwischen stürmt, blitzt und donnert.
Mann, was für ein Tag!
9. Tag - 12.08.10
Wir sind ausgeschlafen, Britta geht es besser, es riecht nach Kaffee im Wohnmobil und das Wetter ist gut. Es sind zwar noch Wolken am Himmel, aber es sieht so aus, als wenn es gerade aufklart. Nach einem ganz gemütlichen Frühstück, einer kurzen Verabschiedung von Ted sowie einem schnellen Tankstopp an der einzigen Tankstelle in Fort Simpson geht es zurück auf den Liard Trail. Die Auffahrt auf die Fähre über den Liard River läuft genauso problemlos wie auf dem Hinweg. OK, das Hinunterfahren klappt mal gar nicht. Es entsteht beim Anlegen eine riesige Delle, die es zu überbrücken gilt. Wenn ich da mit dem 29' Wohnmobil durchfahre, liegt wahrscheinlich das Heck auf der Fähre und die Hinterräder hängen in der Luft. Die Delle wird also mit dicken Bohlen ausgefüttert und gaaanz langsam geht es an Land. Puh, geschafft. Die zwei Stunden Fahrt sind schnell vorüber und wir kommen gegen Mittag bei Sonnenschein am Blackstone Territorial Park an. Da kaum etwas los ist, finden wir das Wohnmobil der Reckers sofort und wir nehmen den Stellplatz gegenüber. Marion kommt gerade vom Duschen und will nun mit einem Campingstuhl und einem Buch bewaffnet zum Fluss hinunter. Wir erfahren, dass Paul und Luis mit der Angel losgezogen sind.
Wir richten uns kurz ein und verschaffen uns einen Überblick. Der Campingplatz ist sehr gepflegt, mit Dump-Station, Duschen, Kinderspielplatz und Info-Center super ausgestattet und vor allen Dingen toll gelegen. - unmittelbar am Ufer des mächtigen Liard River mit Blick auf die entfernten Ausläufer der Nahanni Range.
Wir schnappen uns Campingstühle, Angeln sowie Eimer und Schaufel für Julius und gehen ebenfalls hinunter zum Ufer. Britta liest ein Buch, Helena angelt (bzw. badet den Blinker, da der Fluss viel zu viel Wasser führt), Julius matscht sich am Ufer komplett ein und ich sitze in meinem Campingstuhl, genieße das Panorama und nicke immer wieder kurz ein - herrlich!
Gegen Abend wird dann das Feuer angezündet, aber damit haben wir Erwachsenen nicht soviel zu tun, denn darum kümmern sich Luis und Helena. Wir dürfen es aber großzügigerweise zum Grillen benutzen. Und so gibt es zum Tagesabschluss mal wieder ein riesiges Steak und eine gute Flasche Rotwein.
11. Tag - 14.08.10
Bis Jasper sind es noch 800 Kilometer. Der Plan für heute ist, so weit wie möglich zu kommen, damit wir morgen nur noch eine kurze Etappe und somit richtig viel Zeit bei der Einfahrt in den Jasper Nationalpark haben. Schnelles Frühstück und ab auf den Alaska Highway. Die Sonne scheint, es ist wieder kaum Verkehr und am Horizont taucht immer wieder der Hauptkamm der Rockies auf - echt toll. Wir durchfahren Fort St. John und machen unseren ersten Stopp in Dason Creek.. Es gibt das obligatorische Foto am "Alaska Highway Mile 0"-Schild. Danach noch Tanken, Kaffee und Süßigkeiten für die Fahrt kaufen und weiter geht's. So dachte ich. Aber Marion und Paul möchten die Gelegenheit nutzen, um kurz nach Deutschland zu telefonieren. Das erste Telefon nimmt keine Kreditkarten und mit Münzen funktioniert es aus unerfindlichen Gründen nicht. Das nächste Kreditkartentelefon ist dauerbesetzt und so warten wir bestimmt 20 Minuten bis es endlich frei ist. Damit hat sich der Kurzstopp in Dawson Creek schnell auf eine gute Stunde verlängert. Aber schließlich ist es ja wichtig, dass die Familien zuhause auch mal ein Lebenszeichen von uns erhalten. Nun geht es Richtung Osten nach Grand Prairie. Auf diesem Teilstück ist die Landschaft eher uninteressant - Prärie halt. Das ändert sich erst wieder grundlegend als wir auf dem Weg nach Süden in Richtung Grand Cache in die Rocky Mountain Foothills kommen. Hier ist es einfach richtig schön. Julius und Helena haben jetzt allerdings absolut keine Lust mehr, weiter im Auto zu sitzen. Also überbrücken wir die letzte halbe Stunde mit zwei Folgen Heidi auf dem Netbook. Dann erreichen wir nach deutlich mehr als 600 Kilometern den Pierre Grey's Lakes Provincial Park südlich von Grand Cache. Wenn möglich, sollte man versuchen, einen Stellplatz im letzten von drei "Loops" zu bekommen, "Joachim Loop". Dieser bietet direkten Zugang zu zwei kleinen glasklaren Seen. Es ist zwar Wochenende, aber wir haben Glück und bekommen dort den allerletzten Stellplatz. Dieser ist so groß, dass wir mit beiden Mobilen darauf Platz haben. Die Kinder holen Holz, Luis hackt es (wie immer) und dann machen er und Helena ein ordentliches Feuer. Währenddessen sitzt Julius im Wald auf einem Baumstumpf, hat ein Stück Holz in der Hand und spielt Wasserflugzeug. Das macht er übrigens jetzt in jeder freien Minute. Er ist natürlich immer der Pilot und er heißt natürlich Ted. Es gibt für Julius derzeit eigentlich nur ein Spiel, das ähnlich interessant ist: auf dem Fahrersitz im Wohnmobil sitzen und das Funkgerät bedienen.
Paul, Luis, Helena und ich springen noch schnell in den See und dann wird gegrillt. Danach sitzen wir noch lange gemeinsam mit den Kindern am Feuer und können das erste Mal in diesem Urlaub im Dunkeln einen wunderschönen Sternenhimmel bewundern.
12. Tag - 15.08.10
Heute steht die Fahrt in den Jasper Nationalpark an und wir haben viel Zeit und - Sonne. Perfekt. Nachdem alle ausgeschlafen haben, bereiten wir in aller Ruhe das Frühstück (heute eher Brunch) zu. Es gibt alles, was das Herz begehrt: Eier, Bacon (natürlich alles auf dem Feuer zubereitet) und die Grillreste von gestern. Während wir gemütlich dort sitzen, merken wir, wie sich der Platz um uns herum immer weiter leert. Ach ja, das Wochenende ist vorbei. Bald sind wir fast alleine auf dem Platz. Inzwischen ist es richtig warm und wir entscheiden uns, vor der Abfahrt noch einmal in den See zu springen. Wir toben, springen vom Bootssteg und vergessen dabei ein wenig die Zeit. Als wir dann loskommen ist es schon fast halb zwei. Das ist aber völlig ok, denn es sind noch gerade einmal 170 Kilometer bis Jasper.
Die Fahrt in die Rockies bei so einem Wetter ist immer wieder spektakulär. Der erste Stau am Straßenrand lässt nicht lange auf sich warten. Das kann nur bedeuten, dass es dort irgendwo Tiere zu sehen gibt. Eine große Herde Mountain Goats steht dort und lässt sich in aller Seelenruhe fotografieren. Als wir uns Jasper nähern, ist es auch schon fast vier Uhr. Trotzdem entscheiden wir uns, noch bis zum Maligne Lake zu fahren. Die Straße zweigt kurz vor Jasper links ab und führt über 44 Kilometer hinauf bis zu diesem traumhaft gelegenen Bergsee. Kleiner Tip: Wenn man nicht gerade die relativ teure Bootstour zum Spirit Island machen möchte, sollte man entweder früh morgens oder nach 17 Uhr dort hinauf fahren. Dann ist kaum etwas los und die Chance auf Wildsichtungen ist sehr groß.
Oben angekommen starten wir zunächst zu einem kleinen Rundgang zum Ausfluss des Sees und zurück und genießen dann noch einen Kaffee und einen Muffin auf der Aussichtsterrasse des Restaurants. Da es nun schon recht spät ist, entschließen wir uns, direkt nach Jasper zu fahren, dort schnell mit den Kindern einen Burger zu essen und danach zum Whistlers Campground zu fahren. Familie Recker möchte auf den Burger verzichten und sich stattdessen noch den Maligne Canyon anschauen. Lustigerweise treffen wir uns dann um halb neun genau an der Einfahrt zum Campingplatz wieder. Der Whistlers Campground ist mit gut 800 Stellplätzen der größte von drei Campingplätzen unmittelbar vor Jasper und trotzdem ist er so gut wie voll. Lediglich einige einfache Stellplätze ohne Feuerstelle sind noch frei. Gut, dass wir vorreserviert haben. Wir beziehen unsere Campsites, schicken unsere kleineren Kinder schlafen, die Reckers kochen noch schnell ein paar Nudeln und dann beschließen wir den Tag am Lagerfeuer.
13. Tag - 16.08.10
Es dringt ein Geräusch an unser Ohr, irgendwie bekannt aber lange nicht mehr gehört. Der Wecker klingelt - um 7.30 Uhr! Zur Sicherheit, falls auf Julius mal kein Verlass ist. Wir müssen zeitig aufstehen, da heute unsere Rafting -Tour auf dem Athabaska River ansteht. Um 9.00 ist das Treffen in Jasper am Bus. Also schnell einen Kaffee trinken, Nutella Brote für die Kinder schmieren und ein paar Sachen in die Rucksäcke stecken. Sonnenbrillen (ja, juhu die Sonne scheint, obwohl es noch sehr frisch ist), Trinkflaschen, Bananen, Kekse und vor allem Wechselsachen. Im Prospekt steht, man könnte nass werden. Die Kinder freuen sich schon darauf.
Im Laufschritt schaffen wir es tatsächlich noch pünktlich zum Treffpunkt und dürfen auch schon einsteigen - in einen echten roten Schoolbus mit gelben Smilies darauf. Unser Fahrer, Scott, erklärt, die Smilies stünden für die Gesichter der Teilnehmer. Vor Antritt des Raftingtrips, weil sie so freudig gepannt sind und nach dem Trip, weil sie so freudig entspannt sind. Sott unser Fahrer ist ein echter Alleinunterhalter und so vergeht unsere ca. 20 minütige Busfahrt bis zur Einsatzstelle im Fluss wie im Fluge.
An der Einsatzstelle angekommen erhalten wir alle Schwimmwesten und wer möchte, bekommt eine Art "Gelber Sack-Cape" als Schutz gegen Spritzwasser.
Helena und Julius möchten den natürlich nicht anziehen. Das sieht doof aus und außerdem ist das Nasswerden doch gerade das Lustige, finden sie.
Da es aber noch recht frisch ist und der Athabaska River sich auch nicht gerade durch seine Badetemperaturen auszeichnet, bestehen wir Eltern zunächst auf den "Gelben Sack".
Insgesamt sind wir 19 Personen, die nun das Rafting-Bot besteigen. Unser Raftingguide heißt ebenfalls Scott, so dass wir uns keinen weiteren neuen Namen merken müssen. Wie praktisch! Scott gibt uns eine kurze Einweisung und los geht's. Wir gleiten gemütlich auf dem Fluss dahin und die Landschaft zieht an uns vorüber. Die Fahrt ist absolut entspannt und die Landschaft einfach schön. Die Kinder werden allerdings langsam unruhig. Sie sind noch gar nicht nass geworden und das Tempo ist nicht schnell genug. Nun nach der Motorbooterfahrung vom ersten Tag in den NWT sind sie natürlich anderes gewohnt. Aber dann kommen ein paar rauere Stellen und tatsächlich wissen wir nun auch, warum die "Gelben Säcke" verteilt wurden. Ja , das Wasser ist nass und kalt. Alle kreischen, die Kinder strahlen. Einige solcher schnelleren Teilstücke passieren wir noch, doch insgesamt ist es eine eher ruhige, aber sehr schöne Tour - eine Familientour halt!
Wer etwas Wilderes sucht, sollte eventuell die Rafting Tour auf dem Sunwapta River buchen. Die ist dann aber definitiv nichts für Kinder. Ein kleiner Tipp: Rafting Tourren und fast alle sonstigen Aktivitäten die in und um Jasper angeboten werden, kann man im Jasper Adventure Centre buchen. Das Büro ist leicht zu finden, es befindet sich nämlich im Kino direkt an der Haupt- und Durchgangsstraße von Jasper.
Beim Jasper Adventure Centre arbeitet auch Brent Gavin, ein guter Bekannter von uns. Von Deutschland aus hatte ich bereits mit ihm vereinbart, dass ich mich melde, sobald wir in Jasper sind, und dass wir uns dann auf ein Bierchen und ein Steak am Campingplatz treffen. OK, so weit, so gut - aber er ist schon den ganzen Tag nicht zu erreichen. Auch im Büro des Adventure Centres teilt man mir mit, er wäre gerade unterwegs und führt wahrscheinlich irgendeine Tour. Na gut, ich habe ihm eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen und mehr kann ich nicht tun.
Die Reckers sind ganz begeistert von dem kleinen quirligen Örtchen und dementsprechend schon losgezogen. Luis wollte unbedingt zum KFC und danach sollte Bummeln und Shopping auf dem Programm stehen.
Also gehen Britta und ich mit den Kindern ein Sandwich essen, machen noch einen kleinen Lebensmitteleinkauf und bummeln danach auch einmal die Hauptstraße hinunter. Dann ist die Geduld der Kinder in Sachen Bummeln auch schon erschöpft. Die Antwort auf die Frage nach ihren Wünschen kommt schnell: Es muss ein See her, in dem man gut baden bzw. planschen kann. Kein Wunder, denn inzwischen ist es richtig warm und es ist keine Wolke am Himmel zu sehen.
Wir fahren mit dem Wohnmobil Richtung Osten aus Jasper hinaus und nehmen nach zwei Kilometern den Abzweig, der rechts ab zur Jasper Park Lodge und zum Maligne Lake führt. Direkt hinter der Brücke biegen wir wieder rechts ab und dann sind es nur noch wenige Kilometer zum Lake Annett und zum Lake Edith (sehr gut ausgeschildert). Man sollte die Stichstraße zu den beiden Seen bis zum Ende fahren, denn an der dortigen Day Use Area gibt es neben Toiletten, Grillplätzen und genügend Parkplätzen einen tollen Strand am Lake Annett. Der ist für kanadische Verhältnisse schon relativ voll, d. h., dort liegen schon vereinzelt Leute. Wir gehen etwas weiter nach rechts und kommen an eine Stelle, an der es zwar keinen Strand gibt, dafür ist das Wasser dort so flach, dass man mit den Kindern fast hundert Meter hineinlaufen kann. Wir breiten unsere Handtücher aus und wen sehe ich da vor uns im Wasser: Brent Gavin, den ich schon den ganzen Tag nicht erreichen kann. Er arbeitet hart und ist mit einer Tourgruppe unterwegs - ja nee, is klar!
Wir verbringen 2 bis 3 richtig relaxte Stunden an diesem wunderbar glasklaren und badewarmen Bergsee vor atemberaubendem Panorama und lassen wie man so schön sagt die Seele baumeln. Alle sind zufrieden!
Auf dem Rückweg zum Campground müssen wir noch einmal kurz beim Laden halten. Wir brauchen noch eins dieser 500g Steaks und eine weitere Flasche Rotwein. Brent hat unsere Verabredung zum abendlichen Grillen auf dem Lagerfeuer bestätigt. Im Nachhinein wäre das mit dem Steak nicht nötig gewesen, denn am Campingplatz stellt sich heraus, dass Paul auch geschätzte 5kg Steakfleisch gekauft hat.Aber, was weg muss, muss weg. Und so sitzen wir an diesem Abend noch lange sehr satt und gemütlich beisammen.
14. Tag - 17.08.10
Für heute ist wenig Programm und viel Nichtstun angesagt. Somit können wir ausschlafen, bzw. könnten ausschlafen, denn wir haben ja Julius an Bord. Um halb acht höre ich im Alkoven etwas rascheln (wie jeden Morgen +/- einer halben Stunde), kurz darauf patschen kleine Füße über den PVC-Boden und dann hopst er auch schon gut gelaunt in unser Bett.
Das Wetter ist eigenartig, die Sonne scheint nicht, aber es ist auch nicht bewölkt, sondern irgendwie neblig oder diesig. Na ja, es ist trocken und nicht kalt, also wird draußen gefrühstückt. Familie Recker ist schon fast zum Aufbruch bereit, denn für sie steht heute und morgen der Icefields Parkway bis nach Lake Louise und zurück auf dem Programm. Es ist ihr erster Kanadaurlaub und da gehört diese Strecke als einer der absoluten Höhepunkte ganz einfach dazu. Hoffentlich ist die Sicht Richtung Süden etwas besser.
Nachdem wir unser Frühstück beendet haben, packen wir schnell alle Sachen ins Wohnmobil und fahren zur Jasper Park Lodge, genau genommen zu den Ställen der Lodge. Ich hatte Helena schon in Deutschland versprechen müssen, dass sie irgendwo in Kanada einmal reiten kann. Und dieses Versprechen wird heute eingelöst. Von der Lodge aus werden mehrmals täglich ein- bis vierstündige Ausritte angeboten. Obwohl der Morgen recht entspannt war, schaffen wir es, beinahe zu spät zu kommen. Tatsächlich steht die Gruppe von ca. zehn Leuten schon bereit und es werden soeben die Pferde zugewiesen. Nachdem ich das Mobil geparkt habe, wetzen Britta und Helena im Laufschritt zur Koppel und kommen gerade noch rechtzeitig. Julius und ich schlendern gemütlich hinterher, machen noch Fotos und warten bis die ganze Reitergruppe im Wald verschwunden ist. Dann gehen wir zurück zum Wohnmobil und starten das Wunschprogramm für Julius. Wir fahren einige Male die Zufahrt zur Lodge hoch und runter und er darf dabei vorne sitzen und die ganze Zeit das Funkgerät bedienen. So einfach kann man einen kleinen Jungen glücklich machen.
Glücklich ist auch Helena. Als die Gruppe zurück kommt grinst sie wie ein Honigkuchenpferd. Sie springt aus dem Sattel und kommt auf Julius und mich zugehüpft, um uns ausführlich von dem Ausritt zu berichten. In der Zwischenzeit - na ja, ich weiß nicht, wie ich die Bewegung beschreiben soll - kommt Britta auch irgendwie von dem Pferd runter und kommt, ganz in John-Wayne-Art, auf uns zu. Sie meint, es war wunderschön, aber sie müsste sich jetzt erstmal auf ihren Muskelkater vorbereiten.
Der Nachmittag vergeht wie im Fluge. Einkaufen, Duschen, Spielplatz, Feuer machen und schon ist es Zeit für das Abendessen. Alles sehr entspannt - so ein Pausentag tut wirklich gut.
15. Tag - 18.08.10
Wir müssen lediglich ca. 70 Kilometer bis zum Lucerne Campground im Mount Robson Provincial Park zurücklegen. Das ist die einzige Verpflichtung für heute, denn dort wollen wir uns am Abend wieder mit den Reckers treffen, um von dort morgen zum Wells Gray Park zu fahren.
Wir lassen es also ruhig angehen. Es gibt ein ausgedehntes Frühstück mit morgendlichem Lagerfeuer zum Eier- und anschließenden Spülwasserkochen. Auf der benachbarten Campsite campt ein Kanadier mit seinen zwei Töchtern im Alter von 3 und 5 Jahren. Während die Kinder trotz unterschiedlicher Sprachen ganz unkompliziert gemeinsam zu spielen beginnen, unterhalten wir Erwachsenen uns ebenfalls eine Weile. Oh nein, er empfiehlt uns, unser Lagerfeuer noch einmal zu genießen. Angeblich sei in ganz BC wegen der vielen Waldbrände striktes Campfeuerverbot.
Tatsächlich, so fällt mir auf, ist es auch heute wieder eigenartig nebelig und diesig, obwohl eigentlich gutes Wetter ist. Das liegt am Rauch der Waldbrände, der sogar bis in diese Region gezogen ist.
Erst so gegen 14.00 Uhr starten wir dann zur Weiterfahrt und kommen dort nach einer knappen Stunde auch schon an. Wir sind hier bereits in BC und tatsächlich fällt uns am Eingang des Campgrounds sofort das Schild "Campfeuer verboten" auf. Die Kinder sind maßlos enttäuscht. Wir Erwachsenen auch, aber das können wir uns natürlich nicht ganz so deutlich anmerken lassen. Dann kochen wir heute halt im Wohnmobil auf dem Gasherd. Vielleicht gilt das Verbot ja nicht für die ganze restliche Zeit in BC, schließlich schmecken die Steaks ja so richtig gut nur gegrillt.
Jetzt genießen wir noch den Nachmittag am Ufer des Yellowhead Lakes. Die Kinder matschen ein bisschen mit Wasser und Sand, Britta liest und ich werfe mal wieder die Angel ins Wasser. Irgendwann muss ja mal einer anbeißen. Hier am Seeufer kann man heute den Rauch der Waldbrände sogar leicht riechen.
Der Campground selbst, den wir bisher noch nie angesteuert hatten, ist eigentlich ganz o.k.. Die Stellplätze liegen alle mitten im Wald und bis zum Ufer des See ist es nicht weit. Allerdings gilt dies auch für Highway und die Bahnlinie, so dass man diese Zivilisationgeräusche deutlich hören kann. Verkehrsgünstige Lage nennt man das wohl in Deutschland.
Während wir noch faulenzend am Seeufer sitzen, trifft auch Familie Recker gegen späten Nachmittag am Treffpunkt ein. Alle drei sind von ihrem Trip auf dem Icefields-Parkway restlos begeistert. Glücklicherweise war die Sicht auf dieser Strecke besser, so dass sie das Panorama und die Highlights der Strecke richtig genießen konnten. Ja, wenn man ihn noch nicht kennt, sollte man sich die Fahrt über den Icefields-Parkway durch die Nationalparks wirklich nicht entgehen lassen. Es ist einfach beeindruckend!
16. Tag - 19.08.10
Heute steht eine lange, aber landschaftlich schöne Etappe bis zum Wells Gray Park an. Da wir auf dem Weg noch einiges vorhaben bzw. sehen wollen, haben wir den Start auf kurz vor 9.00 Uhr gelegt.
Zuerst steht natürlich die Besichtigung des Mount Robson, als höchstem Berg der Kanadischen Rocky Mountains, auf dem Programm. In seiner ganzen Pracht von fast 4000 Metern Höhe kann man ihn nur an einigen Tagen im Jahr bewundern. Meistens wird die oberste Spitze selbst bei gutem Wetter von einer kleinen Wolke verdeckt.
So kommt es heute aber nicht, denn bewölkt ist es heute nicht. Und trotzdem, der Mount Robson ist nicht da, so wie übrigens auch alle anderen Berge (links die Rocky Mountains und rechts die Columbia Mountains) entlang unserer Fahrtstrecke.
Wenn ich sie nicht auf vorherigen Fahrten bereits mehrfach zu Gesicht bekommen hätte, hielte ich ihre Existenz für ein Gerücht. Die Luft ist aufgrund der Waldbrände wirklich so rauchig und diesig, dass man den Mount Robson nicht einmal erahnen kann. Das habe ich in all den Jahren in dieser Form aucgg noch nicht erlebt. Nun ja, dagegen ist man machtlos, die Reckers trösten sich am Aussichtspunkt damit, den mächtigen Berg auf dem Plakat zu bewundern.
Wir halten dann noch an den Reargard-Falls des Fraser-Rivers, die als Endstation der Lachswanderung durch den Fraser gelten, da die Lachse diese Barriere nicht mehr überwinden können. Wenn man Glück hat, kann man hier die Lachse bei Ihren vergeblichen Bemühungen, den Wasserfall hochzuspringen, beobachten. Wir haben heute aber leider kein Glück. Wir sind wohl noch zu früh im Jahr unterwegs, anscheinend sind die Lachse hier noch nicht angekommen.
Weiter geht es also, schließlich steht in Blue River bei River Safari noch eine Bärenbeobachtungstour an. Um ca. 11.30 Uhr starten wir zu der ca. 1 stündigen Motorboottour auf dem Mud-Lake. Direkt zu Beginn unserer Tour haben wir Gelegenheit zwei Weißkopfseeadler (Bold-Eagle) beim Fischen auf dem See zu beobachten. Ein wirklich beeindruckendes Spektakel. Nach einiger Zeit fahren wir dann langsam weiter das Ufer des Sees entlang, immer auf der Suche nach einem Bären.
Aber mit der Bärensichtung wird es heute leider auch nichts. Die Natur will heute einfach nicht so, wie wir es gerne wollen. Die Bootstour macht trotzdem großen Spass.