Stanley Park Radtour British Columbia - Kanada Städtereise und Vancouver

Anz. Pers.
Geführte Radtour durch den Stanley Park
in Vancouver, B.C.


Text: Rainer Schoof

Zum kleinen aber feinen Store von Cycle City Tours Vancouver in der Hornby Street laufen wir keine 10 Minuten. Hier startet unser nächstes Vancouver-Abenteuer. Und zwar wieder eines, das uns auf direktem Wege in eine der Schnittstellen zwischen Stadt und Natur bringen soll. Auf einer geführten Radtour soll es durch den Stanley Park gehen. Das wollte ich schon immer einmal machen, aber irgendwie bin ich bisher nie dazu gekommen. Im Laden kommt direkt unser gut gelaunter Guide auf uns zu. Adam heißt er und lebt eigentlich in Victoria. Für den Sommer kommt er aber nach Vancouver – des Radelns wegen. Es mache ihm so viel Spaß, mit seinem Rad durch die Stadt und den Park zu gondeln und dabei sein Wissen an dankbare Mitradler weiterzugeben. Na, hört sich doch gut an! Dann mal los!

Adam berät uns bei den Leihrädern, die wir letztlich dann aber selbst auswählen dürfen. Alles wird eingestellt, vor allem die Sitzhöhe. Und Helme gibt’s auch. Wer möchte, kann auch einen Fahrradkorb dazubekommen. Die Räder sehen aus wie geleckt – und es sind sicher nicht die günstigsten. Ich steige auf und fahre ein paar Testmeter – vor dem Laden geht direkt einer der neuen Radwege her – und bin begeistert. Sehr leichtläufig, die Schaltung wie bei meinem Rad zuhause. Also wegen mir kann’s losgehen. Noch nicht ganz, lässt mich Adam geduldig lächelnd wissen. Nein, zunächst schieben wir alle gemeinsam die Räder zum wenige Meter entfernten Robson Square und jeder kann erst einmal ein paar Testrunden drehen, um sich mit dem Rad vertraut zu machen. Wie leichtläufig ist es, wie stark greifen die Bremsen? Hört sich vielleicht überflüssig an – das war, zugegebenermaßen auch mein erster Gedanke – aber, wenn ich mir jetzt so die Kinder anschaue… Das macht schon Sinn so. Denn die Bremsen funktionieren – und zwar richtig! Da schaden die zwei, drei Proberunden über den Square nicht. Dauert ja auch nur ein paar wenige Minuten. Und dann geht’s los.

Zügig und direkt manövriert uns Adam über die Radspuren der Innenstadt zur Waterfront. Es dauert keine 5 Minuten, da stehen wir schon links von Canada Place unten am Wasser. Adam fragt noch einmal, ob sich auch jeder mit seinem Rad wohlfühlt. Allgemeines Nicken. Dann erzählt er uns die Geschichte von Coal Harbour, diesem District von Vancouver. Und dann geht’s auch schon weiter. In Richtung Stanley Park, an der Waterfront entlang. Und schlagartig fängt diese Tour an, mich in ihren Bann zu ziehen! Denn den Weg zum Westin Bayshore Hotel, vorbei am Seaplane Terminal von Harbour Air und dem Dock von Prince of Whales Whalewatching kenne ich eigentlich. Aber so schön habe ich ihn noch nie erlebt! Ich wusste gar nicht, dass es hier so einen tollen Radweg gibt. Im Prinzip ist das ja hier schon die „Seawall“, der Fußgänger- und Radweg rund um Downtown Vancouver. Gefällt mir gut, die Strecke, vorbei an der kleinen Marina und am Cardero’s Restaurant direkt am Yachthafen. Nehme mir vor, in diesem gut aussehenden Pub / Restaurant in naher Zukunft mal einzukehren. Aber jetzt geht es in großem Bogen hinein in den Stanley Park!

Nun sind wir richtig am Wasser. Und man muss auch direkt anhalten. Denn der Blick zurück über diesen Teil des Burrard Inlets auf die Skyline von Coal Harbour mit dem Kreuzfahrt-Terminal Canada Place, an dem auch gerade ein Mega-Dampfer der Holland-America-Line angelegt hat, ist schon etwas Besonderes. Man merkt, dass man in die Schnittstelle kommt. Der Blick zurück auf die Metropole – und um uns herum so langsam eigentlich schon mehr Natur als alles andere. Natürlich machen wir auch einen Stop an den berühmten Totems. Gefällt mir sehr gut – und das ist für mich eine große Überraschung. Denn genau diesen Platz habe ich zu meinen Tourguide-Zeiten manchmal fast ein bisschen gehasst. Tourbusse konnten bis an den Rand der Totems vorfahren und, wenn man Pech hatte, dann rannten hunderte „Quickies“ (schnell raus aus dem Bus, schnell ein Foto mit jedem Totem und schnell wieder rein in den Bus) zwischen den Totems herum, fassten sie an, umarmten sie und hatten schon damals das Potenzial, einem den Besuch der Totems komplett zu vermiesen. Aber – und das ist die große Überraschung für mich – diese Zeiten sind vorbei! Eine in meinen Augen hervorragende Landschaftsgestaltung hat hier stattgefunden. Man kann nicht mehr bis an die Totems heranfahren – nur mit dem Rad. Und man kann auch nicht mehr zwischen den Totems herumlaufen. Und das völlig ohne Zäune. Ein natürlich wirkendender kleiner Graben trennt die Besucher von den in einem mit hohem Gras und Bäumen ringsherum ebenso natürlich wirkenden Umfeld stehenden Totems – und hält sie so zudem in dem Abstand, den man auch braucht, um die Kunst der First Nations auf sich wirken zu lassen. Natürlich hat Adam viel zu erzählen. Er schafft es, die Geschichten und Sagen gerade auch für die Kinder erstaunlich spannend zu gestalten.Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: So entpuppt sich ein als notwendiges Übel eingeplanter Stop plötzlich zu einem Highlight des Trips!

Weiter geht es entlang der Seawall. Ein Stück weiter um den grandiosen Stanley Park herum. Tolle Ausblicke natürlich hinüber nach Nord-Vancouver und die dahinterliegenden Berge. Bis dann die Lion's Gate Bridge vor uns liegt. Über sie gibt es auch viel zu erzählen – zum Beispiel, dass sie ursprünglich von der Guinness-Familie finanziert wurde, die in Nord-Vancouver mithilfe dieser neuen Infrastruktur riesige Landstücke erschließen wollte. Der Stop mit dem Blick auf die Brücke leitet unsere vorerst letzten Meter entlang der Seawall ein. Denn jetzt biegen wir nach links ab – in den Regenwald!

Habe ich vorher schon von der „Schnittstelle“ zur Natur gesprochen? Also, jetzt sind wir mitten in der Schnittstelle! Oder haben wir sie schon verlassen und sind nur noch mitten in der Natur? So fühlt es sich an. Alles um uns herum ist einfach nur grün. Regenwald. Kein Wind mehr, kaum ein Geräusch mehr. Außer die wenigen Vögel, die hier ihr Lied trällern. Wasser plätschert am Wegesrand – Schilder weisen darauf hin, dass hier bald wieder Lachse schwimmen sollen. Und wir sind ganz allein. Mit diesen wunderschönen Bäumen. Adam zeigt uns Bäume, die ineinander oder auf anderen Stämmen gewachsen sind. Bäume, die von den Ureinwohnern abgeschält wurden – aus der Rinde wurden die unterschiedlichsten Gebrauchsgegenstände hergestellt – und die inzwischen sich selbst wieder vollkommen mit Rinde ummantelt haben. Ein Zeichen dafür, wie nachhaltig die „Waldwirtschaft“ der Ureinwohner war. So gut wie nie haben sie ja einen Baum gefällt, sondern als komplette Stämme nur die verwendet, die von selbst gefallen sind, ob durch Sturm oder Altersschwäche. Und dann stehen wir plötzlich vor einem kleinen See, umrahmt von Wald und mit schilfigen Uferbereichen. Direkt vor uns eine Biberburg. Ja, die ist bewohnt, versichert uns Adam. Und die Biber sind höchst aktiv. Sie holzen ab, was das Zeug hält und hören nicht auf, die eigentlich vorhandenen Abflüsse des Sees zu verstopfen. Und das gefährdet wiederum das Lachsprojekt in den Bachläufen dieser Ausflüsse. Aber, die Biber waren vorher da. Also bleiben sie auch. Und der Mensch muss drumherum arbeiten. Adam zeigt uns, was die kleinen Nager allein in den letzten beiden Wochen geschafft haben: Ein riesiger Haufen Geäst und kleiner Bäume ist am Wegesrand aufgetürmt – alles am Ausfluss aus dem Wasser gefischt und zum Abtransport aufgeschichtet. Aber als wir mit Adam einen genaueren Blick auf die Ausflüsse werfen, sind sie auch schon wieder halb zu mit frisch abgenagten und durch das Wasser hergezogenen Ästen. Für die Parkangestellten ist das wohl ein echter Kampf gegen Windmühlen. Einen Moment stehe ich noch da und blicke über den See im Wald. Es ist still, abgesehen von dem Schnattern einer Entenfamilie mit sieben wohl gerade geschlüpften Küken. Man könnte sich gut vorstellen, hier ein Zelt aufzuschlagen und abends am Lagerfeuer auf die Biber zu warten. Nur das Gehirn erinnert einen daran, dass wir eigentlich mitten in der Stadt sind. Dass wir gerade mal ein paar Kilometer mit dem Fahrrad gefahren sind und uns trotzdem schon völlig draußen fühlen.

Noch einmal tauchen wir ein in das tiefe Grün und bewundern riesige Douglasien, Rotzedern und Hemlock-Tannen. Dann hören wir wieder Menschen. Wanderer kommen uns entgegen. Eine Brücke führt uns über die einzige Straße, die mitten durch den Park geht und Downtown mit der Lion's Gate Bridge und damit mit Nord-Vancouver verbindet, und wenig später erreichen wir das parkeigene Freibad und die Strände am Westrand des Stanley Parks. Hier ist einiges los. Viele Vancouverites tummeln sich mit ihre Familien und Freunden am Strand und auf den davorliegenden Wiesen und spielen Ballspiele oder packen reich gefüllte Picknickkörbe aus. Klar, es ist Sonntag. Und dass sich dieser Ort für einen unkomplizierten Familienausflug eignet, liegt auf der Hand. Ob wir noch ein wenig Lust auf mehr Strand und Waterfront hätten, fragt Adam. Klar, denke ich, und wundere mich, dass diese Antwort sogar schneller von meinen Kindern kommt. Also fahren wir noch weiter über die Seawall – die visuelle Stimmung nimmt einen einfach völlig ein. English Bay und vorbei am Cactus Club. Noch ein Stück weiter am False Creek entlang, dann biegen wir nach links ab. Zurück in die Innenstadt. Zurück zum Robson Square und zurück zu Cycle City Tours Vancouver. Adam bedankt sich bei uns für den kurzweiligen Vormittag. Was? Wir haben zu danken! Was für ein cooler Trip mitten in Vancouver!
Dauer:
ca. 3 Stunden

Termine 2025:
01.05.-30.09.
01.10.-31.12.

Distanz:
ca. 9-12 Kilometer

Anforderung:
Mindestalter: 10 Jahre

Hinweis:
- Wegen der mit der Radtour verbundenen Risiken muss jeder Gast vor Ort eine Erklärung zur Haftungsbefreiung („Liability Waiver“) unterzeichnen.
- In British Columbia ist die Helmpflicht gesetzlich festgelegt.
- Wetterfeste Kleidung wird empfohlen, da die Touren auch bei Regen stattfinden.
- Bitte beachte, dass dieses Angebot nur zusammen mit mindestens einer weiteren Landleistung gebucht werden kann.
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